Fidelis von Sigmaringen

Fidelis von Sigmaringen, geboren als Markus Roy am 1. Oktober 1578 in Sigmaringen, Deutschland, war ein Kapuzinerprediger und Märtyrer, der am 24. April 1622 in Seewis, Graubünden, starb. Diese Seite bietet eine Übersicht über sein Leben, Wirken und seine Heiligsprechung, um Interessierten einen umfassenden Einblick zu geben.

Wer war Fidelis?

Leben
Fidelis wuchs in einer wohlhabenden Familie auf und genoss eine ausgezeichnete Ausbildung. Sein Vater war Bürgermeister von Sigmaringen, was der Familie einen gewissen gesellschaftlichen Status verlieh. In seiner Jugend zeigte Fidelis eine besondere Begabung für das Lernen und entwickelte früh eine tiefe religiöse Überzeugung.
Er studierte Philosophie und Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg, wo er 1603 promovierte. Während seiner Studienzeit war er bekannt für seine Disziplin und sein intellektuelles Streben. Fidelis’ akademische Leistungen brachten ihm hohe Anerkennung ein und ebneten den Weg für seine spätere Karriere als Anwalt.
Nach seinem Studium arbeitete Fidelis in Colmar als Anwalt. Er setzte sich leidenschaftlich für die Armen und Unterdrückten ein, oft ohne dafür eine Bezahlung zu verlangen. Diese Hingabe an die Gerechtigkeit und sein karitativer Einsatz machten ihn zu einer angesehenen Persönlichkeit. Doch trotz seines beruflichen Erfolgs verspürte er eine Unzufriedenheit, die ihn schliesslich dazu brachte, 1612 in den Kapuzinerorden einzutreten und den Namen Fidelis anzunehmen.

Der Eintritt in den Kapuzinerorden war ein Wendepunkt in seinem Leben. Fidelis widmete sich intensiv dem Gebet, der Meditation und der theologischen Ausbildung. Er wurde bald für seine tiefe Frömmigkeit und seine Fähigkeit, komplexe theologische Konzepte verständlich zu vermitteln, anerkannt.

Wirken
Als Ordensmann zeigte sich Fidelis als unermüdlicher Prediger und Missionar. Fidelis war bekannt für seine leidenschaftlichen Predigten und sein tiefes theologisches Wissen.

Seine Predigten und Missionen waren nicht nur durch ihre theologischen Inhalte bemerkenswert, sondern auch durch den tiefen persönlichen Eindruck, den er auf seine Zuhörer machte. Fidelis wurde oft als ein Mann von grosser spiritueller Autorität und persönlicher Integrität beschrieben. Sein Leben im Kloster und seine Missionstätigkeit waren geprägt von einem unerschütterlichen Glauben und einer tiefen Liebe zu Gott und den Mitmenschen.

Märtyrertod
1621 führte Fidelis ein Sonderauftrag in die graubündnerische «Herrschaft». Die Habsburger instrumentalisierten die Religion und wollten mit ihr den Einfluss im Gebiet stärken, während das katholische Frankreich und Venedig die Reformierten unterstützen. Wer gerade an der Macht war, versuchte die anderen zu unterdrücken. Für die Umsetzung der Rekatholisierung im Prättigau wurde Pater Fidelis erwählt.

Das Volk im Prättigau wurde von den reformierten Pfarrern aufgefordert, jeden Umgang mit den Kapuzinern zu vermeiden.
Der Gouverneur wiederum forderte die Gemeinden auf, die Kapuziner freundlich aufzunehmen. Dies führte dazu, dass die Reformierten beschlossen, sich zu wehren. Fidelis war sich seiner schwierigen Situation bewusst. Er arbeitete hart und überlegte immer wieder, wie er die Leute überzeugen konnte. Dabei vergass er aber nie die kranken und armen Menschen. Auch wenn es um Hilfestellungen ging, machte er auch bei Andersgläubigen keine Ausnahme.

Was am 24. April genau geschehen ist, kann historisch nicht genau gesagt werden und ist umstritten. Es existieren verschiedene Sichtweisen auf die Ereignisse. Tatsache ist, dass Fidelis bewusst war, dass er einen schwierigen Auftrag umzusetzen hatte. Gemäss Erzählung besuchte er eine Gemeindeversammlung in Seewis. Dort musste er seine Rede wegen Pfiffen abbrechen. Trotzdem folgte er der Einladung am 24. April in Seewis zu predigen. Während der Predigt soll ein Tumult ausgebrochen sein. Wahrscheinlich musste Fidelis, nachdem eine Flintenkugel die Kanzel während der Predigt traf, fliehen. Unterhalb der Kirche (wo sich heute der Fidelis- Brunnen befindet) wurde er umzingelt. Ein Rebell erhob sein Schlachtschwert und drang damit tief in den Hinterkopf von Fidelis ein. Dieser sank blutüberströmt auf den Boden.

Heiligsprechung
Fidelis von Sigmaringen wurde 1729 von Papst Benedikt XIII. seliggesprochen und am 29. Juni 1746 von Papst Benedikt XIV. heiliggesprochen. Sein Festtag wird am 24. April gefeiert. Er gilt als Schutzpatron der Juristen und wird oft für seinen unerschütterlichen Glauben und seinen Mut verehrt.

Passt Fidelis von Sigmaringen in die heutige Zeit?
In seiner letzten Predigt verwies Fidelis auf Eph 4,5-6: «Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe». Damals eine Provokation. Heute können wir diesen Vers aber neu interpretieren: Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Traditionen das Evangelium zu verkünden. Was alle Christen miteinander verbindet ist der eine Glaube an Jesus Christus. Während die katholische Kirche den Protestantismus früher als Bedrohung wahrnahm, können die beiden Konfessionen heute gegenseitig voneinander profitieren und lernen. Es ist eine Vielfalt in der Einheit entstanden und somit ist ein gemeinsames Miteinander eine Bereicherung. Wir beschäftigen uns heute mit ähnlichen Fragen, stehen aber in einem anderen Kontext. Wer sich heute mit Fidelis auseinandersetzt, muss auch seine Stellung zur Ökumene klären und sich mit der Pluralität der Gesellschaft auseinandersetzen.


Zwei Denkmäler in Seewis

In Seewis im Prättigau gibt es zwei Denkmäler, welche an die damaligen Ereignisse erinnern:

Der Obelisk
Der Obelisk vor dem ehemaligen Salispalast, aus geschliffenem dunklem Marmor, erinnert an die damaligen Personen, welche für ihre Freiheit gekämpft haben. Auf der Sockeplatte steht:
„Den tapferen und hochgesinnten Ahnen; die Anno 1622 für ihre geistige und leibliche Freiheit, im Vertrauen auf Gott, alles gewagt haben, setzen dies schlichte Denkmal ihre dankbaren freien Söhne. Mai 1902.

Der Fidelis-Brunnen
Der Fidelis-Brunnen steht am Platz des Martyriums von Fidelis, unterhalb der reformierten Kirche. Eine Informationstafel und zwei Bänkli laden zum Verweilen ein.
Der Brunnen war bis 2022 in Besitz der Schweizer Kapuzinerprovinz. 2023 wurde der Brunnen der katholischen Kirchgemeinde Vorder- und Mittelprättigau geschenkt.


Fidelis : Theatralische Dorfführung

Fidelis-Meditation